Richtiges Zitieren
Zitate sind die Belege für die eigene Analyse.
Beispieltext:
Was ich von der Geschichte des armen Werthers nur habe auffinden können, habe ich mit Fleiß gesammelt und lege es euch hier vor und weiß, dass ihr mir’s danken werdet. Ihr könnt seinem Geiste und seinem Charakter eure Bewunderung und Liebe, seinem Schicksale eure Tränen nicht versagen.
Und du, gute Seele, die du eben den drang fühlst wie er, schöpfe Trost aus seinem Leiden, und lass das Büchlein deinen Freund sein, wenn du aus Geschick oder eigener Schuld keinen nähern finden kannst.
Der obige Text stammt aus: J.W. Goethe, Die Leiden des jungen Werther. Stuttgart: Reclam Verlag, S.3
1. Zitate müssen wörtlich sein; Änderungen oder Auslassungen müssen durch eckige Klammern gekennzeichnet sein:
Wenn in der Einleitung vom „armen Werther“ die Rede ist (S.3,Z.1), dann deutet das auf die Anteilnahme des Erzählers hin. „Geist [...] und [...] Charakter“ (Z.3) werden als Grund einer solchen Anteilnahme angeführt.
2. Wird ein Einzelwort zitiert, so ist die Bezeichnung der Wortart hinzuzufügen; das Wort selbst wird unflektiert
zitiert:
Das Adjektiv „arm“(Z.1) intensiviert den Eindruck des Bedauerns.
3. Mehrwortige Ausdrücke werden mit der vorangestellten Satzgliedbezeichnung zitiert.
Die adverbialen Bestimmungen „aus Geschick oder eigener Schuld“(Z.6f.) eröffnen zwei Perspektiven für die Rezeption des Textes.
4. Auch ganze Sätze können zitiert werden:
Der Satz „Ihr könnt seinem Geist und seinem Charakter eure Bewunderung [...] nicht versagen“ (Z.3f.) betont den Wert der Hauptfigur.
(Anmerkung: Der Punkt als Satzzeichen entfällt beim Zitieren, Rufzeichen und Fragezeichen müssen jedoch in das Zitat
eingeschlossen werden. Beispiel: Seine Frage „Warum hast du das getan?“ (S.23, Z.9) zeigt seine Ratlosigkeit.)
5. Werden Zitate ohne formalen Aufhänger in den eigenen Text eingebaut, müssen sie der Syntax dieses Textes angepasst
werden.
Besondere Anteilnahme verdienen „sein [...] Geist und sein [...] Charakter“ (Z.3.)
6. Mit einem Aufhänger eingeleitete Zitate sind durch einen Doppelpunkt vom eigenen Text zu trennen.
Dies erkennt man an folgendem Satz: „Ihr könnt seinem Geist und seinem Charakter eure Bewunderung und Liebe [...] nicht versagen“ (Z.3 f.)
7. Am wenigsten geschickt ist es, wenn man Zitate als Klammerzusatz in den Text einbaut:
Der Versuch, die Sympathien des Lesers zu gewinnen, ist ein durchgängiges Prinzip des Romans (z.B. „... und du gute Seele“, Z.6).
Chee, 16.11.03 (nach Riedel/Wiese, Abiturtraining Roman, Köln 1996, S. 220f.)