Notizen zur erzählerischen Darstellung:
Die Exposition des Romans „Der Richter und sein Henker“ von F. Dürrenmatt, entstanden 1955, beschreibt die Ausgangssituation: Ein Dorfpolizist findet ein Auto am Straßenrand mit einem reglosen Mann am Steuer und fährt dieses Auto ins nahegelegene Dorf.
Dem Dorfpolizist Clenin fällt an einem Novembermorgen 1948 in der Nähe des Dorfes Biel in der Schweiz ein Mercedes am Straßenrand auf. Der Fahrer scheint zu schlafen oder betrunken zu sein. Clenin öffnet die Fahrertür, entdeckt, dass der Mann erschossen wurde und ermittelt die Personalien anhand der Brieftasche des Opfers . Danach schiebt er die Leiche auf den Beifahrersitz und fährt das Auto des Toten in das nahegelegene Dorf Biel.
Zunächst nimmt der Erzähler überwiegend die Sicht eines neutralen Beobachters ein. So beschreibt er den Ort der Handlung, die Jahreszeit und die äußere Handlung, etwa dass der Polizist die Wagentür öffnet und die Brieftasche des Toten öffnet. Der Erzähler wechselt zwischen neutralem Erzählverhalten, bei dem er sich auf die Beschreibung äußerer Vorgänge beschränkt, zu personalem Erzählverhalten eines Er/Sie-Erzählers, indem er aus der Sicht des Dorfpolizisten erzählt. So kennt er die Vermutung, dass der Fahrer hinter dem Steuer betrunken sei (Z.14), seine Absicht, den Mann zu wecken (Z.18) und seine Gefühle in dieser Situation, die ihm „unangenehm“ (Z.41) war. Das Erzählverhalten wird dann zunehmend auktorial, da der Erzähler größere Zusammenhänge beschreibt und Hintergründe kennt: So schildert er, was zeitgleich an verschiedenen Orten geschieht, nämlich die Untersuchung des Falles in Biel (Z.76) und die Übergabe der Leiche an Kommissar Bärlach in Bern. Auch weiß der Erzähler, dass Bärlach der Vorgesetzte des Toten war, und kennt zudem Stationen der Lebensgeschichte Bärlachs (vgl. Z. 79ff.).